Das Klimabündnis hat Wahlprüfsteine zur anstehenden Oberbürgermeister*innenwahl in Karlsruhe verabschiedet und alle Bewerber*innen aufgefordert diese zu beantworten.
Laut einem Artikel des Weltrat für Biologische VielfaltIPBES gibt es einen ganz klaren Zusammenhang zwischen der aktuellen COVID-19-Pandemie und unserer wirtschaftlichen Tätigkeit.
So wie die Klima- und Biodiversitätskrise sind die jüngsten Pandemien eine direkte Folge menschlicher Aktivitäten – insbesondere unserer globalen Finanz- und Wirtschaftssysteme, die dem Paradigma eines maximalen Wachstums bislang um jeden Preis folgen. Um die […] gegenwärtigen Krise zu bewältigen, […] bleibt uns nur ein kleines Zeitfenster.
Und das könnte erst der Anfang sein.
Mehr als 70 Prozent aller neu auftretenden Krankheiten, von denen Menschen betroffen sind, haben ihren Ursprung in wilden oder domestizierten Tieren.
Ungebremste Abholzung, unkontrollierte Ausdehnung der Landwirtschaft, intensive Landnutzung, Bergbau und Infrastrukturentwicklung sowie die Ausbeutung wildlebender Arten haben geradezu perfekte Bedingungen dafür geschaffen, dass Krankheitserreger von der Tierwelt auf den Menschen übergreifen.
Man geht davon aus, dass bei Säugetieren und Wasservögeln noch immer 1,7 Millionen nicht identifizierte Viren existieren, die Menschen potenziell infizieren können.
Pandemien werden mit hoher Wahrscheinlichkeit künftig häufiger auftreten, sich schneller ausbreiten, größere wirtschaftliche Auswirkungen haben und mehr Menschen töten, wenn wir jetzt nicht die richtigen Entscheidungen treffen.
Im Bericht werden drei wichtige Gesichtspunkte genannt, die bei den milliardenschweren Konjunktur- und Rettungsprogrammen im Mittelpunkt stehen sollten:
Gesetze zum Schutz der Umwelt einhalten und stärken, sowie das Schnüren von Konjunkturpaketen, die Anreize für nachhaltiges und naturfreundliches Wirtschaften bieten.
„One-Health-Ansatz“ auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung – lokal bis global. Das bedeutet, den Zusammenhang zwischen menschlicher Gesundheit und dem Zustand unserer Umwelt anzuerkennen und dies bei Entwicklungsmaßnahmen zu berücksichtigen.
Gesundheitssysteme der Regionen mit den höchsten Pandemie-Risiken stärken.
Außerdem wird erwähnt, dass wir einen transformativen Wandel brauchen.
Dieser Wandel umfasst eine grundlegende, systemweite Reorganisation über technologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren hinweg, einschließlich Paradigmen, Zielen und Werten. Es gilt die soziale und ökologische Verantwortung in allen Sektoren zu fördern. So entmutigend und kostspielig dies auch klingen mag – es verblasst im Vergleich zu dem Preis, den wir bereits zahlen.
Die Reaktion auf die COVID-19-Krise verlangt von uns allen, dass wir uns mit den Eigeninteressen auseinandersetzen, die einem transformativen Wandel entgegenstehen, und dass wir das “business as usual” beenden. Wir können gestärkt und widerstandsfähiger denn je aus der gegenwärtigen Krise hervorgehen. Dazu müssen wir uns aber für Politiken und Maßnahmen entscheiden, die die Natur schützen – damit die Natur uns helfen kann, uns zu schützen.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Genau für diesen Wandel setzen wir uns ein. Die Gemeinwohl-Ökonomie hat das Potential, einen wichtigen Beitrag zu diesem Wandel zu leisten.
Die Wirtschaft hangelt sich von Krise zu Krise, soziale Ungleichheit nimmt zu, unser Klima droht zu kollabieren, Pandemien werden zunehmen, Millionen Spezies werden aussterben – wie lange wollen wir noch zusehen?
Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten über das Lieferkettengesetz.
Elektronik ist für nahezu alle von uns ein unverzichtbarer Teil des Lebens. Doch die Lieferketten für Rohstoffe und Elektronikkomponenten spannen sich um den gesamten Globus. Über die Auswahl ihrer Lieferanten tragen deutsche Unternehmen daher Mitverantwortung für die Arbeitsbedingungen und Umweltstandards an anderen Orten in der Welt.
Keine Gewinne ohne Gewissen!
Aber: Was für ein gesetzlicher Rahmen könnte genau dies gewährleisten? Diese Frage stellt sich die Bundesregierung derzeit. Nachdem ein Appell zur freiwilligen Selbstverpflichtung der Unternehmen nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat, wird der Gesetzesentwurf zu einem verbindlichen Lieferkettengesetz im Bundestag diskutiert. Aus der Zivilgesellschaft macht sich das breite Bündnis Initiative Lieferkettengesetz dafür stark.
In dieser Online-Podiumsdiskussion diskutierten Vertreter aus Bundespolitik, Elektronik-Unternehmen und Zivilgesellschaft über die Umsetzung eines Lieferkettengesetzes und gaben Einblicke in ihre Sichtweisen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie will darauf hinweisen, das eine verkehrte Wirtschaft Normalzustand geworden ist und es nun an uns allen liegt, diese wieder auf die Füße zu stellen. Die folgenden Missstände zeigen einen Kopfstand unserer aktuellen Wirtschaft, den wir nicht akzeptieren wollen.
Während der Coronakrise waren systemerhaltende Jobs, wie zum Beispiel Reinigungs-, Pflege- oder Supermarktkräfte, in aller Munde. Dass diese essentiellen Arbeitskräfte meist zu den am wenigsten bezahlten gehören, finden wir nicht fair!
Ob es fairer ist, wenn lokale Unternehmen mehr oder weniger Steuern zahlen, ist oft eine Frage, die die Gesellschaft spaltet. Dass aber ganz Europa um faire Steuern von Multimilliarden-Konzernen kämpfen muss, ist ganz klar nicht tragbar!
Regionale Bauern erleben heutzutage einen immensen Preisdruck von Supermarktketten und Discountern. Es müssen Kosten gespart werden, um konkurrenzfähig zu bleiben, und die Konsequenz davon erleiden leider oft die Tiere.
In unserer Gesellschaft wird es immer noch als normal angesehen, wenn Kleidung von Kindern unter menschenunwürdigen Zuständen hergestellt wird. Wir finden fair produzierte Kleidung sollte gefördert werden, damit sie auch für die breite Masse leistbar wird!
Hohes BIP = hohe Lebensqualität? Leider nein! Das BIP ist insofern ein ungeeignetes Maß, als dass es weder die Verteilung des Vermögens, noch die Zufriedenheit der Bevölkerung misst.
Diverses Obst und Gemüse wird momentan aus Ländern weltweit geliefert, obwohl regionale Bauern dieselben Produkte anbieten. Besonders fragwürdig ist es, wenn die weitgereisten Güter weniger kosten als die lokal angebauten.
Mittlerweile ist es die gängige Praxis besonders bei Elektrogeräten technische Wundstellen einzubauen – die geplante Obsoleszenz – damit die Geräte schneller kaputt gehen und die Kundschaft möglichst schnell neue Produkte nachkaufen muss. Kein Wunder also, wenn Waschmaschinen früher 10 Jahre gehalten haben und heute schon nach wenigen Jahren aufhören zu funktionieren.
Sogar Homo Economicus könnte dem Burnout nicht entgehen. Mit dem immensen Leistungsdruck, dem sich unzählige Arbeitskräfte stellen müssen, steigt auch die Anzahl der Burnout-Fälle. Erneut ein Zustand der normal geworden ist, es aber nicht sein dürfte!
Wer kennt diese Situation bei der Jobsuche nicht? Lieber den ethischen Job machen mit dem tollen Team, oder doch lieber ein bisschen mehr Gehalt? Oft werden Personen in der Wirtschaft schief angesehen, wenn sie sich gegen die gewinnbringendere Option entscheiden. Leidenschaft und Glück wird in der Wirtschaft nicht als Ziel angesehen. Lasst uns das gemeinsam ändern!
Unternehmen, die viel Forschung und Arbeit in Nachhaltigkeit investieren und ethische Werte respektieren haben oft nicht die Möglichkeit mit den Dumping-Preisen rücksichtsloser Konzerne mitzuhalten. Wir sind der Meinung, dass diese fortschrittlichen Betriebe mehr Nutzen für die Menschheit bringen und somit eine faire Chance am Markt haben müssen.
Die Wirtschaft steht Kopf! Doch heute wollen wir alle einen Schritt dazu beitragen diese wieder auf die Füße zu stellen.
Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit gemeinwohl-orientiert zu agieren. Seit 10 Jahren macht die Gemeinwohl-Ökonomie mehr und mehr Unternehmen sichtbar, die nicht mit ihren Ellenbogen vorangehen und Kontrahenten aus dem Rennen stoßen, sondern langjährige Beziehungen zu ihren Berührungsgruppen aufbauen und durch erhöhte Menschenwürde und Transparenz Werte der Zukunft vertreten.
Wir alle können diesen Gedanken weiterverbreiten oder uns selbst für eine fairere Wirtschaft engagieren. Werde jetzt Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie und gestalte mit uns die Zukunft!
Weil Politiker*innen das 1,5° C-Ziel leider nicht ernst nehmen hat Fridays For Future Deutschland Forderungen an die deutschen Vertreter*innen auf EU-Ebene aufgestellt:
ein rechtlich verpflichtendes CO2-Budget von 20 Gt für die EU ab sofort
die Einhaltung der Reduktionsziele sowie der planetaren Grenzen als höchste Ziele der Europäischen Union
die Abschaffung aller Subventionen für fossile Energieträger
die Angleichung der Klima- und Umweltrichtlinien in allen Handelsverträgen an das verfügbare CO2-Budget und die planetaren Grenzen
eine ganzheitliche Umstrukturierung der europäischen Agrarsubventionen
Die Scientists for Future bestätigen in einer Stellungnahme, dass die Forderungengerechtfertigt und sowohl politisch als auch ökonomisch machbar sind.
Die Wissenschaftler mahnen erneut deutlich:
Überschreitet die globale Temperaturerhöhung kritische Grenzwerte, ändert sich das natürliche System ohne Rücksicht auf politische Vorgaben, oder es kippt sogar. Für wirksame Maßnahmen zur deutlichen Emissionsreduzierung bleibt objektiv nicht mehr viel Zeit. […] Wir weisen nachdrücklich darauf hin: Je später die Kurskorrekturen in Hinblick auf das definierte 1,5-Grad-Ziel des Paris-Abkommens vorgenommen werden, desto drastischer und teurer werden diese Korrekturen sein. Kommen sie zu spät, ist dieses Ziel nicht mehr erreichbar.
Scientists for Future
Wir schließen uns dem an und fordern alle Politiker*innen zu entschiedenem und schnellem Handeln auf.
Am 6. Oktober 2010 initiierten engagierte Unternehmer*innen rund um Christian Felber das Gründungsevent der Gemeinwohl-Ökonomie in Wien – kurz nachdem sein Buch Die Gemeinwohl-Ökonomie: Das Wirtschaftsmodell der Zukunft erschienen ist. Aktuell ist die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung in 33 Ländern aktiv – von Schweden bis nach Südamerika – getragen von über 180 Regionalgruppen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) wurde 2010 in Österreich gegründet und ist mittlerweile in 14 Staaten institutionell vertreten. Sie sieht sich als Wegbereiterin für eine gesellschaftliche Veränderung in Richtung eines verantwortungsbewussten, kooperativen Miteinanders.
Sie ermöglicht …
Unternehmen, alle Bereiche ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit mittels Werte der Gemeinwohl-Matrix durchzusehen, um gemeinwohl-orientiertes Handeln aufzuzeigen und gleichzeitig eine gute Basis für strategische Entscheidungen zu gewinnen. Die „Gemeinwohl-Bilanz“ ist ein wichtiges Signal für Kund*innen und auch für Jobsuchende, die davon ausgehen können, dass der Finanzgewinn bei diesen Unternehmen nicht an oberster Stelle steht.
Gemeinden, Städten, Regionen zu Gemeinwohl-Orten zu werden, wo Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Kommunalbetriebe einen fördernden Fokus auf die Regionalentwicklung und ihre Bewohner*innen legen können.
Forschenden die Weiterentwicklung der GWÖ auf wissenschaftlicher Basis. An der Universität Valencia gibt es bereits einen Lehrstuhl für Gemeinwohl-Ökonomie. Neben zahlreichen Masterarbeiten gibt es aktuell drei Studien. D.h. das Wirtschaftsmodell der GWÖ hat die Kraft, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern.
Als erster Landesbetrieb in Baden-Württemberg hat ForstBW eine Gemeinwohl-Bilanz vorgelegt. Wir begrüßen den Pioniergeist und freuen uns auf weitere Bilanzierungen von öffentlichen Betrieben auf kommunaler-, Landes- und Bundesebene.
Sowohl der ForstBW Vorstand
Wir freuen uns, dass unsere vorbildliche Arbeit von einem unabhängigen Dritten getestet und für gut befunden wurde. Dies ist für alle Mitarbeitenden eine tolle Bestätigung.
Felix Reining – Vorstand ForstBW
als auch der Auditor sind zufrieden:
Insgesamt sehen wir im Unternehmen ForstBW eine vorbildliche Struktur, welche sich auf hohem Niveau am Gemeinwohl orientiert und sich weiter in diese Richtung entwickelt.
Vor dem Start: Gemeinwohl-orientierte Stände beim Bio-Abendmarkt
Am ersten regnerisch-kalten Wochenende seit langem war die GWÖ beim Grötzinger Bio-Abendmarkt vertreten, der von der dortigen Initiative Neue Allmende veranstaltet wurde. Im Umkreis von 50 km dieses Karlsruher Stadtteils fanden sich 120 Bio-Erzeuger*innen, von denen einige am Samstag den 26. September 2020 ab 17 Uhr ihre Produkte darboten. Neben Ständen mit Kräutern, Schwarzwälder Käse und Bio-Kisten-Anbieter waren unter anderem auch das KinderKochMobil (Teil des GWÖ-bilanzierten Vereins Tischlein-Deck-Dich) und die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur kek vertreten.
Obwohl der Markt wetterbedingt nicht stark besucht war, ergaben sich wie immer einige intensive und interessante Gespräche. Im Austausch mit den Bio-Anbietern bestätigten sich die Analyse der GWÖ: dass auch in der Landwirtschaft eine ungerechte Bevorzugung von großen Betrieben vorherrscht. Im Gegenzug werden kleine Betriebe die sich für Bodenaufbau und Artenvielfalt einsetzen kaum für ihr zusätzliches Engagement honoriert. Für Verbraucher*innen herrscht noch oft Intransparenz und das scheinbar Billigste wird eher gekauft als eine teurere aber nachhaltigere Alternative.
Daran arbeitet die GWÖ
“Bio ist billiger?! Klar ist Bio teurer. Auf dem Preisschild im Laden. Weil wir die wahren Kosten konventioneller Landwirtschaft mit vergifteten Böden, Bienensterben und Klimawandel bezahlen. Das Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie möchte ein System von Steuern und Abgaben, das Gemeinwohl-Kosten den Verursachenden auferlegt. Dann ist Bio billiger.
An diesem Aktionstag am 18. September 2020 haben wir uns als GWÖ Karlsruhe gleich 2-fach beteiligt: Zum Einen mit unserem Infostand auf einem der umfunktionierten Parkplätze beim Quartier Zukunft, zum Anderen im Zukunftsraum mit der 2-maligen Vorführung des Films Hinterm Deich wird alles gut, in dem insbesondere über 3 Gemeinden in Nordfriesland berichtet wird, die sich der Gemeinwohl-Ökonomie verschrieben haben.
Trotz der Corona-bedingten Beschränkungen konnten wir uns über das Interesse an Theorie und Praxis der GWÖ freuen.
Der Film wird nochmals am 13. November in der Kinemathek Karlsruhe gezeigt werden (wieder mit anschließender Diskussion).
In der 13. Plenarsitzung des Karlsruher Gemeinderates vom 28. Juli 2020 wurde über den Antrag über Gemeinwohl-Bilanzen in Karlsruhe diskutiert. Ursprünglich hätte darüber am 30. Juni 2020 entschieden werden sollen. Aus Zeitgründen wurde die Entscheidung auf die nächste Sitzung verschoben.
Vorab hatte die Verwaltung (Dezernat 4: Finanzen, Wirtschaft, …) in einer Stellungnahme empfohlen, diesen Antrag um ein Jahr zurückzustellen. Als Begründung wurden die hohe Auslastung der Mitarbeiter*innen, die aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie und deren nicht absehbare wirtschaftliche und finanzielle Folgen genannt.
Wir hatten in unserer Pressemitteilung vom 24. Juni 2020 bereits beschrieben, warum es gerade jetzt wichtig ist, die Weichen für eine nachhaltige Wirtschaft zu stellen.
Neben den Antragssteller*innen (GRÜNE, SPD, DIE LINKE) wird der Antrag von KAL/Die PARTEI unterstützt.
Abgelehnt wird er von CDU, FDP, AfD und FW|FÜR.
Stadtrat Thorsten Ehlgötz (CDU) ist der Meinung, dass jedes Unternehmen dieser Stadt sozial handele. Er begründet die Ablehnung damit, dass die CDU zur freien, sozialen Marktwirtschaft stehe. Offensichtlich hat er nicht verstanden, dass die GWÖ ein Instrument genau dafür ist – eine Marktwirtschaft, die die Zusätze frei und sozial verdient.
Stadtrat Tom Høyem (FDP) fürchtet, dass “wieder ein neuer hierarchischer Demokratie- und Überwachungsmechanismus etabliert und eingebaut” wird. Auch diese Aussage zeugt davon, dass die GWÖ-Idee nicht verstanden wurde. Die GWÖ basiert auf Demokratie, Gleichberechtigung, Transparenz und Mitbestimmung – dem Gegenteil von Hierarchie.
Christine Weber (GRÜNE) ist mit der Stellungnahme der Verwaltung, den Antrag um ein Jahr zu verschieben, nicht einverstanden: “Einer Umfrage des deutschen global compact network zufolge, halten 72 % der deutschen Unternehmen die SDGs für ihr eigenes Unternehmen für sehr relevant. Der Staat kann diese Ziele aber nicht alleine erreichen. Den Kommunen und Kreisen fällt hier eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele zu. Es geht hier also nicht um ein Nice to Have, sondern um ein notwendiges Werkzeug, um ernsthaft eine Weiterentwicklung der Wirtschaft voranzutreiben und um Karlsruhe krisenfest aufzustellen.”
Karin Binder (DIE LINKE) macht darauf aufmerksam, dass die GW-Bilanz ein gutes Instrument für Verbraucher*innen ist, um bewusste Konsumentscheidungen zu treffen.
Der Vorsitzende, Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD), merkt an, dass es sich bei der GWÖ nicht um “sozialistisches Teufelswerk” handelt, sondern um “etwas, was in anderen Unternehmen schon offensichtlich Gang und Gäbe ist.” Weiterhin hält er die Gemeinwohl-Bilanz für ein gutes Instrument zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Die komplette Niederschrift der Debatte (Protokoll TOP 8) ist durchaus lesenswert.
Ergebnis
Die Verwaltung macht im Herbst einen Vorschlag für eine zu bilanzierende städtische Gesellschaft, die dann ab 2021 mit dem Bilanzierungsprozess beginnen kann
Die Entscheidung über ein städtisches Amt wird in die Haushaltsberatungen verschoben
Rede auf der Kundgebung vor der Gemeinderatssitzung am 30. Juni 2020
Wir freuen uns über die Entscheidung für die GW-Bilanzierung einer städtischen Gesellschaft. Damit wagt Karlsruhe einen ersten zaghaften Schritt auf dem Weg zur GWÖ.
Gleichzeitig bedauern wir, dass es selbst für den zurückhaltenden verhandelten Antrag (Gemeinwohl-Bilanz für eine städtische Gesellschaft und ein Amt) vorerst nur halbe Zustimmung gab.
Unser Vorschlag für Karlsruhe, für den wir bei allen Gemeinderatsfraktionen warben, geht deutlich über den Gemeinderatsantrag von GRÜNE, SPD und DIE LINKE hinaus:
Bilanzierung von mindestens 5 städtischen Gesellschaften und weitere 5 Gesellschaften begeben sich in die Orientierungsphase und werden beraten
Unterstützung von mindestens 5 privatwirtschaftlichen Unternehmen pro Jahr in Form von Beratung, Vernetzung und Finanzierungshilfe
Schaffung von 2 Stellen in der Stadtverwaltung
Stabsstelle für Verwaltungs- und Managemententwicklung
Corona-, Klima-, Wirtschaftskrise? Es gibt Auswege – gemeinsam können wir das bewältigen. Die Zukunft liegt in unseren Händen. JETZT aktiv werden – www.deine-stimme-geben.de
Sei du selbst die Veränderung, die du in dieser Welt sehen willst.
Unser Wirtschaftssystem belohnt Unternehmen mit satten Gewinnen, auch wenn sie die Umwelt zerstören und das Arbeitsrecht verletzen. In der Region Höxter in Nordrhein-Westfalen kämpfen kleine Firmen dafür, das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu rücken.
Interfraktioneller Antrag von GRÜNE, SPD, DIE LINKE im Karlsruher Gemeinderat
Wir begrüßen es, dass am Dienstag, 30. Juni 2020 über den Antrag Gemeinwohl- Bilanzen für eine nachhaltige, ökologische und soziale Wirtschaft beispielhaft für eine städtische Gesellschaft und ein städtisches Amt erstellen im Karlsruher Gemeinderat entschieden wird – auch wenn wir uns ein stärkeres Zeichen gewünscht hätten.
Unser derzeitiges Wirtschaftssystem führt mit seiner Ausrichtung auf grenzenloses Wachstum zu sozialer Ungleichheit, Unzufriedenheit und der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Die Gemeinwohl-Bilanzierung setzt demgegenüber die Ausrichtung am Gemeinwohl an die erste Stelle. Der Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie wird damit in Richtung sozialer Ausgleich, Nachhaltigkeit, Krisensicherheit und Klimaschutz geprägt.
Aktuell wird die Wirtschaftsleistung von Staaten und Unternehmen allein anhand monetärer Kriterien bewertet. Werte wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung bleiben dabei unberücksichtigt. Die Gemeinwohl-Ökonomie liefert mit der Gemeinwohl-Bilanz ein wertvolles Instrument, um diese Aspekte unternehmerischen Handelns zu bewerten und, in einem zweiten Schritt, Anreize für umfassendethisches Handeln zu schaffen.
Karlsruhe hat jetzt die Möglichkeit, anderen Städten auf dem Weg des Transformationsprozesses hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Verwaltung zu folgen und den öffentlichen Dienst für Bürger*innen und Arbeitnehmer*innen attraktiver zu gestalten.
Den Antrag um ein Jahr zurückzustellen wäre das absolut falsche Signal. Die Krisen, unter denen wir leiden werden unter anderem durch falsche wirtschaftliche Anreize erzeugt oder verstärkt. In Zukunft muss viel öffentliches Geld in die Hand genommen werden, daher ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um nicht am falschen Ende zu sparen und die weichen für eine nachhaltige Wirtschaft zu stellen. Dies nehmen wir zum Anlass, uns dafür einzusetzen, dass weitere städtische Gesellschaften und Ämter Gemeinwohl-bilanziert werden.
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
Albert Einstein
Das Klimabündnis Karlsruhe, in dem 58 Organisationen aus Stadt und Region vertreten sind, fordert den Gemeinderat auf, am 30.6. gegen ein Planfeststellungverfahren für die Südumfahrung Hagsfeld zu entscheiden.
Die Verlängerung des Autobahnanschlusses Karlsruhe-Nord von der Elfmorgenbruchstraße zur Haid-und-Neu-Straße soll eine Verbesserung für die lärmgeplagten Hagsfelder Bürger und Bürgerinnen bringen. Seit der Errichtung des Autobahnanschlusses Karlsruhe-Nord schuldet die Stadt Hagsfeld eine Entlastung. Allerdings würde die Stadt mit der Südumfahrung – egal ob Trog- oder Brückenvariante – in eine Maßnahme investieren, die den Verkehr bestenfalls lokal verlagern, ihn aber in Summe keinesfalls verringern, sondern erhöhen wird.
Offenbar gehen die Verkehrsplaner immer noch davon aus, dass der Mobilitätsbedarf am besten durch Individualverkehr abzudecken sei. Überfüllte Straßen, Stress, Parkplatznot, Lärm und Abgase zeigen jedoch, dass der Individualverkehr an seine systembedingten Grenzen gestoßen ist.
Nur durch eine grundlegende Verkehrswende, die hauptsächlich
auf Verkehrsvermeidung,
öffentliche Verkehrsmittel mit kurzen Taktzeiten,
umfangreiche Park & Ride Angebote
gut ausgebaute Fahrradwege und
sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder setzt,
kann der städtische Mobilitätsbedarf umweltfreundlich und nachhaltig organisiert werden.
Wenn dann noch der verbleibende Berufs- und Durchgangsverkehr durch intelligente Verkehrssteuerung und verkehrsberuhigende Maßnahmen konsequent aus den Wohngebieten herausgehalten wird, steigt zudem die Lebensqualität der Anwohner deutlich. Wir brauchen keine autogerechte, sondern eine menschengerechte Stadt. Konkret vermisst das Klimabündnis in der Entscheidungsvorlage der Verwaltung eine Prüfung der Klimaauswirkungen, wie sie im Rahmen der Ausrufung des Klimanotstands 2019 fest zugesagt wurde. Es fehlen demnach Aussagen zu den klimaschädlichen Auswirkungen sowohl des Baus als auch der erwarteten Steigerung des Verkehrsaufkommens. Diese müssten mit alternativen Maßnahmen wie z.B. einer Verbesserung des ÖPNV-Angebots, dem Ausbau des Fahrradstraßennetzes und weiteren Maßnahmen verglichen werden.
Mit der Entscheidung gegen den Bau einer Südumfahrung und für verkehrsberuhigende Maßnahmen in Hagsfeld würde Karlsruhe die Chance zum Einstieg in die Verkehrswende ergreifen – statt in alten Denkmustern zu verharren.
Antje von Dewitz spricht in Deutschlandfunk Nova über nachhaltiges Wirtschaften.
“Momentan ist es ein Risiko, nachhaltig zu wirtschaften”, sagt Antje von Dewitz. “Wer nachhaltig wirtschaftet, wird in unserem Wirtschaftssystem eher benachteiligt.” Das liege vor allem daran, dass der Markt nicht die wahren Kosten gewöhnt sei. “Es kann nicht sein, dass ich als Unternehmen Schaden anrichte und anderen die Rechnung überlasse.”
Der gemeinnützige Verein GermanZero ist eine 2019 gegründete Initiative von Wissenschaftlern und Aktivisten.
Ziel der Bürgerinitiative ist es, Deutschland bis 2035 klimaneutral zu machen, also den CO2-Ausstoß so weit wie möglich zu reduzieren und die restlichen Emissionen zu kompensieren. Dazu wird ein Gesetzesentwurf erarbeitet, der dann politisch durchgesetzt werden soll.
Dies ist als Antwort auf das unzureichende “Klimapaket” der Bundesregierung zu verstehen.
Wir machen Deutschland innerhalb von zehn Jahren klimaneutral – #schnell, #wirksam und #fair. Für dieses Ziel erarbeiten wir jetzt den Klimaplan und die notwendigen Gesetzesentwürfe. Tausende von Bürgerinnen und Bürgern sollen mit diesem Gesetz unsere Demokratie von unten beleben und das Paket 2022 in den Bundestag einbringen. Gemeinsam setzen wir in Deutschland das um, was die Bundesregierung 2015 beim UN-Klimagipfel in Paris bindend zugesagt hat: Die Erdüberhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Christian Felber über die Gemeinwohl-Ökonomie – Jung & Naiv: Folge 459
Mitte Februar traf Christian Felber Tilo Jung, den Moderator des Interview-Formats Jung & Naiv. Nun ist das Video fertig produziert und online verfügbar.
In dem knapp 2 1/2 stündigen intensiven Gespräch geht es um Christians Werdegang: Wieso tanzt er so gerne? Was hat das Tanzen mit unserem Zusammenleben zu tun? Was hat er studiert bzw. was konnte er nicht studieren? Wie hat er sich seine ökonomischen Grundlagen angeeignet? Warum will Christian den Kapitalismus überwinden? Was hat die GWÖ noch mit Marktwirtschaft zu tun? Warum sollten wir auf Kooperation statt Konkurrenz setzen? Kann es in der Gemeinwohl-Ökonomie noch weiterhin Wachstum geben? Wie ist er überhaupt auf die Idee einer GWÖ gekommen? Und was ist davon in unseren Verfassungen zu finden? Könnten wir damit einfach in Deutschland anfangen oder muss das global passieren?
Außerdem geht’s um privates Eigentum, Waffenhersteller, Nachhaltigkeit, eine „Obergrenze“ für Unternehmen und ein Spekulationsverbot.
Das und vieles, vieles mehr in Folge 459 von JUNG & naiv.
Graue und erstarrte Gestalten in der Tuttlinger Innenstadt
Der AK Jugend innerhalb der GWÖ
Wer wir sind? Eine bunte Gruppe junger aktiver Menschen in der GWÖ, die aus allen Ecken Deutschlands und Europas zusammenkommen. Auch was unsere Interessen angeht, kommen wir aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Manche von uns arbeiten, andere gehen noch zur Schule, studieren, machen eine Ausbildung oder haben andere Lebensprojekte am Laufen.
Bei unseren Treffen und Projekten achten wir besonders darauf, dass wir während der gemeinsamen Arbeit Spaß haben und uns gegenseitig motivieren. Außerdem verbringen wir auch immer wieder einfach Zeit zusammen und haben entspannte Wochenenden miteinander, ganz frei von ToDos!
Wer mitmachen will, kann sich gerne näher über unsere Aktivitäten informieren.
Bericht vom 7. Vernetzungstreffen vom 20. – 23. Februar 2020
Für unser 7. Vernetzungstreffen waren wir in Tuttlingen bei der Regionalgruppe Schwarzwald-Baar-Heuberg zu Gast. Wir hatten uns bewusst für ein langes Wochenende entschieden, damit neben dem Organisatorischen auch genügend Zeit für Gruppenaktivitäten und Kreatives bleibt. So starteten wir am Freitag bereits mit den Vorbereitungen für unsere geplante Fasnets-Aktion, bei der wir uns an der Kunstaktion 1000 Gestalten orientieren wollten, die 2017 zum G20-Gipfel in Hamburg durchgeführt wurde. Als Einstimmung darauf hatte die Regionalgruppe am Freitagabend ein öffentliches Screening des Films Der marktgerechte Mensch organisiert, in dem auch die Aktion 1000 Gestalten gezeigt wird. Am Samstag wurde es dann ernst und wir führten vor dem geplanten Fasnetsumzug unsere Aktion in der Tuttlinger Innenstadt durch, mit der wir für mehr Menschlichkeit in unserem Wirtschaftssystem eintreten wollten. So zogen wir als graue und erstarrte Gestalten durch die Innenstadt, die sinnbildlich eine Gesellschaft darstellen sollten, der die Ideen und Überzeugungen abhanden gekommen sind, dass eine andere Welt möglich ist, in der nicht Profitstreben und Konkurrenz im Zentrum stehen, sondern gelingende Beziehungen und ein würdiges Leben. Zum Abschluss befreiten wir uns vor den Zuschauern von unseren grauen Hüllen und zeigten uns als erwachende und freudige Menschen, die sich in bunter Kleidung in die Arme fielen. Motiviert durch die positive Resonanz auf unsere Aktion, führten wir sie sogar spontan ein zweites Mal durch.
Am Abend durften wir noch viel aus den Erfahrungen von Magdalena Langer lernen, die uns in einem kurzen Impulsvortrag darstellte, wie sich das Haus des Engagements in Freiburg entwickelt hat, ein Vorzeigeprojekt für die Vernetzung und Koordination von sozial, ökologisch und kulturell engagierten Initiativen. Nach einem erlebnisreichen und vielseitigen Wochenende durften wir am Sonntag unsere Heimreise antreten, vollgepackt mit neuen Ideen und Impulsen für unsere kommenden Aktivitäten und das nächste Treffen.
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