Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
Albert Einstein
Das Klimabündnis Karlsruhe, in dem 58 Organisationen aus Stadt und Region vertreten sind, fordert den Gemeinderat auf, am 30.6. gegen ein Planfeststellungverfahren für die Südumfahrung Hagsfeld zu entscheiden.
Die Verlängerung des Autobahnanschlusses Karlsruhe-Nord von der Elfmorgenbruchstraße zur Haid-und-Neu-Straße soll eine Verbesserung für die lärmgeplagten Hagsfelder Bürger und Bürgerinnen bringen. Seit der Errichtung des Autobahnanschlusses Karlsruhe-Nord schuldet die Stadt Hagsfeld eine Entlastung. Allerdings würde die Stadt mit der Südumfahrung – egal ob Trog- oder Brückenvariante – in eine Maßnahme investieren, die den Verkehr bestenfalls lokal verlagern, ihn aber in Summe keinesfalls verringern, sondern erhöhen wird.
Offenbar gehen die Verkehrsplaner immer noch davon aus, dass der Mobilitätsbedarf am besten durch Individualverkehr abzudecken sei. Überfüllte Straßen, Stress, Parkplatznot, Lärm und Abgase zeigen jedoch, dass der Individualverkehr an seine systembedingten Grenzen gestoßen ist.
Nur durch eine grundlegende Verkehrswende, die hauptsächlich
- auf Verkehrsvermeidung,
- öffentliche Verkehrsmittel mit kurzen Taktzeiten,
- umfangreiche Park & Ride Angebote
- gut ausgebaute Fahrradwege und
- sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder setzt,
kann der städtische Mobilitätsbedarf umweltfreundlich und nachhaltig organisiert werden.
Wenn dann noch der verbleibende Berufs- und Durchgangsverkehr durch intelligente Verkehrssteuerung und verkehrsberuhigende Maßnahmen konsequent aus den Wohngebieten herausgehalten wird, steigt zudem die Lebensqualität der Anwohner deutlich.
Wir brauchen keine autogerechte, sondern eine menschengerechte Stadt. Konkret vermisst das Klimabündnis in der Entscheidungsvorlage der Verwaltung eine Prüfung der Klimaauswirkungen, wie sie im Rahmen der Ausrufung des Klimanotstands 2019 fest zugesagt wurde. Es fehlen demnach Aussagen zu den klimaschädlichen Auswirkungen sowohl des Baus als auch der erwarteten Steigerung des Verkehrsaufkommens. Diese müssten mit alternativen Maßnahmen wie z.B. einer Verbesserung des ÖPNV-Angebots, dem Ausbau des Fahrradstraßennetzes und weiteren Maßnahmen verglichen werden.
Mit der Entscheidung gegen den Bau einer Südumfahrung und für verkehrsberuhigende Maßnahmen in Hagsfeld würde Karlsruhe die Chance zum Einstieg in die Verkehrswende ergreifen – statt in alten Denkmustern zu verharren.